Nutzung

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Einige Moor- und Streuwiesengebiete der Allgäuer Moore sind noch großflächig und relativ naturnah; hier sind die Chancen gut, dieses international bedeutsame Naturerbe dauerhaft zu sichern. Alle Infos über Nutzung der Niedermoore und Moorwälder finden Sie hier. 

Kulturlandschaft Streuwiesen

Im Umfeld der Moorkerne finden sich oft noch artenreiche „Blumenwiesen“. Streuwiesen werden nicht gedüngt und nur einmal im Herbst gemäht. Das Mähgut wird im Stall eingestreut. Die Streue erfreut sich großer Nachfrage, weil Stroh immer knapper und teurer wird. Nasswiesen werden zwei oder drei Mal gemäht und nur wenig gedüngt.

 

Zahlreiche gefährdete, in Mitteleuropa stark rückläufige und vielen Naturräumen Deutschlands heute nicht mehr anzutreffende Arten leben in diesen extensiv genutzten Wiesen. Das Spektrum der Lebensgemeinschaften reicht von schwachwüchsigen Kleinseggenrieden über artenreiche Pfeifengras- und Nasswiesen bis zu sehr nassen Verlandungsmooren mit Faden- oder Steifsegge. Die Pflanzenvielfalt wird vom Basengehalt des Grundwassers geprägt. Viele Streuwiesen im Allgäu wurden mit Gräben und Drainagen entwässert und sind nun Futterwiesen, welche mehrmals im Jahr gedüngt und gemäht werden. Diese Wiesen haben Ihre ökologischen Funktionen verloren.

 

Eine weitere regionale Besonderheit sind die „Allmend-Moorweiden“; in diese, seit dem Mittelalter existierenden Gemeinschaftsweiden (Allmenden) wurden häufig auch Waldflächen einbezogen. Als Folge entstanden in diesen Gebieten lichte Waldbestände mit Magerrasenarten. Beispiele dafür sind Hutewälder am Bannwaldsee im Bereich der „Mühlberger Viehweide“. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts wurden viele Allmenden aufgelöst; heute sind nur noch wenige Waldweiderechte vorhanden. Die Ostallgäuer Allmendweide-Region bildet, zusammen mit der Ammergauer Allmendweide-Region, das deutschlandweite Schwerpunktgebiet artenreicher Moorweiden.

Landwirtschaftliche Grünlandnutzung

Landschaftspflege in Mooren und Streuwiesen ist zeitaufwändig und kräfteraubend. Dennoch ist diese Arbeit für den Erhalt der charakteristischen Moorlandschaften und insbesondere ihrer "Bewohner" wesentlich. Die Lanschaftspflegeverbände sowie freiwillige Akteure der Naturschutzverbände haben es sich zur Aufgabe gemacht, dort tatkräftig anzupacken, wo die traditionelle landwirtschaftliche Nutzung bereits aufgegeben wurde und die vielfältige Tier- und Pflanzenwelt gefährdet ist.

Verbrachte Nass- und Streuwiesen werden von ihrem Grasfilz befreit, entbuscht und in turnusmäßigen Abständen gemäht. Viele dieser Flächen können nach dieser Erstpflege wieder an einen Landwirt vermittelt und im Rahmen eines Vertragsnaturschutzprogramms bewirtschaftet werden. Auf einigen Flächen ist jedoch aus naturschutzfachlicher Sicht eine jährliche Mahd nicht zielführend. An dieser Stelle greift weiterhin die Landschaftspflege.

 

Auch die meist schwer zugänglichen und verbuschten ehemaligen Torfstiche in den Hochmoorgebieten werden über Verbandsarbeit freigestellt und im Optimalfall wiedervernässt. Sukzessive werden so Biotope neugeschaffen und miteinander vernetzt. Struktur- und artenreiche Lebensraummosaike entstehen. Die Landschaftspflegemaßnahmen werden teilfinanziert über Fördermittel im Rahmen der Landschaftspflegerichtlinien (LNPR) oder des Klimaprogramms Bayern. Auf Basis fachlicher Vorgaben der Unteren Naturschutzbehörde übernehmen die Verbände in Zusammenarbeit mit Landwirten und Naturschützern vor Ort die Umsetzung der einzelnen Pflegemaßnahmen sowie die Beantragung entsprechender Förderungen.

Vertragsnaturschutz und Erschwernisausgleich

Die naturschonende Bewirtschaftung von Feuchtflächen kann auf freiwilliger Basis über ein Vertragsnaturschutzprogramm (VNP) oder einen Erschwernisausgleich (EA) honoriert und der damit verbundene arbeitswirtschaftliche Mehraufwand angemessen ausgeglichen werden. Ökologisch wertvolle Lebensräume sowie die Eigenart und Schönheit der Landschaft werden so gesichert und entwickelt. Die Leistungen der Land- und Forstwirtschaft zum Schutz von Umwelt und Natur sollen angemessen entgolten werden.


Die Verträge werden in erster Linie mit Landwirten und Waldbesitzern abgeschlossen. Verträge sind auch mit Nebenerwerbslandwirten möglich, die weniger als 3 ha landwirtschaftliche Fläche bewirtschaften.

 

Nähere Informationen zu den Agrarumweltmaßnahmen (KULAP, VNP, EA) erhalten Sie beim zuständigen Amt für Landwirtschaft und Forsten oder den Naturschutzbehörden.

Moorwälder

Im Randbereich von Mooren können sich natürliche Wälder bilden, die an den hohen Wasserstand und sauren, nährstoffarmen Untergrund angepasst sind. Die typische Waldgemeinschaft besteht dort aus Nadel- und Laubgehölzen wie Moorbirken (Betula pubescens), Spirken (auch: Moor-Kiefern, Pinus mugo) und Fichten (Picea abies) sowie aus Zwergsträuchern wie Rauschbeere (Vaccinium uliginosum), Heidelbeere (Vaccinium myrtillus), Moosbeere (Vaccinium oxycoccos) oder Rosmarinheide (Andromeda polifolia) im Unterwuchs. In der Krautschicht der Moorwälder kann man auch verschiedene Torfmoosarten und Seggenarten wie die Graue Segge (Carex canescens) oder die Schnabel-Segge finden.

 

 

Auch Moorwälder wurden durch die Aktivitäten des Menschen minimiert und sind heute nur noch in kleinen Restbeständen vorhanden. Aufgrund von Entwässerung, Aufforstung von standortsfremden Baumarten oder Monokulturen sowie Nähr- und Schadstoffeintrag wurden Moorwälder meist durch dichte Fichtenwäldern zurückgedrängt. Der Kempter Wald in den Allgäuer Mooren ist eines der Relikte der einst weit verbreiteten Moor-Wälder. Mit seinem rund 1.000 ha umfassenden Spirken-Moorwald-Vorkommen in einem engmaschigen Verbund stellt das Gebiet den Verbreitungsschwerpunkt dieses Biotoptyps in der Bundesrepublik dar.

Auch die Nutzung der Allgäuer Wälder hat schon lange Tradition. Ein Beispiel der nachhaltigen Waldnutzung sind die seit dem Mittelalter existieren Gemeinschaftsweiden (Allmenden). In diese wurden häufig auch Waldflächen einbezogen. Als Folge entstanden in diesen Gebieten lichte Waldbestände mit Magerrasenarten.

Im 18. Jahrhundert allerdings wurden auch im Allgäu große Waldflächen, darunter auch Moorwälder, gerodet und mit engen Fichtenbeständen bepflanzt. Diese Monokulturen sind sehr anfällig für Schädlinge und Windwurf. Regelmäßig kommt es zu einem großflächigen Absterben dieser Bestände.

 

In Moorwäldern mit intaktem Wasserhaushalt und ausreichenden Pufferzonen zu landwirtschaftlichen Flächen ist eine Nutzung oder Pflege zum Erhalt nicht erforderlich. Auch eine forstliche Nutzung sollte unterlassen werden. Aufgrund der Veränderung des Klimas, der andauernden Entwässerung durch alte Schlitzgräben und Nährstoffeinträge durch Düngung auf anliegenden Grünlandflächen, ist eine Überlassung der Moorwälder manchmal allerdings nicht mehr möglich. In geschädigten Moorwäldern muss daher eine nachhaltige und angepasste Pflege und Waldentwicklung stattfinden.

In Spirkenfilze sollte beispielsweise eingegriffen werden, sobald ein gestörter Wasserhaushalt das Aufkommen eines dichten Spirkenbewuchs begünstigt. Sind hydrologische Maßnahmen wie die Schließung von Entwässerungsgräben nicht möglich, so gilt es diese dichten Bestände aufzulichten, um Korridore für migrationsschwache Moorarten wie dem Hochmoor-Laufkäfer zu schaffen. In Fichtenwäldern sollte ein Aufkommen von Neophyten wie dem indischen Springkraut verhindert oder eingedämmt werden. 

Projekte und Aktionen

Erfahren Sie hier über unsere Projekte und Aktionen im Grünland und lernen Sie, wie Sie selbst im Moorschutz aktiv werden können! 

Maßnahmen im Grünland

In den letzten Jahren spielten sich die wichtigsten Renaturierungsprojekte der Moorallianz im Hochmoor ab. Dort wurden Dämme errichtet, Gräben verschlossen und dem Moor wieder seine Nässe zurückgegeben. Neben diesen aufwändigen Moorbaustellen in den Hochmooren rücken nun die Bemühungen zum Schutz des Grünlands auf Niedermoorböden weiter in den Fokus. Bei der Umsetzung von Moorschutz- und Klimamaßnahmen räumen Moorspezialisten artenreichem Extensivgrünland auf Torfböden und der „klassischen“ Moorrenaturierung im Hochmoor gleich hohe Bedeutung ein.

An verschiedenen Stellen im Projektgebiet konnten in den letzten Jahren unterschiedliche Grünlandparzellen erworben werden. Bei diesen Flächen handelt es sich um ein breites Spektrum an Vegetationstypen und Nutzungsformen. Die Spanne reicht von brachgefallenen Streuwiesen über bereits seit längerem extensiv genutzten, artenreichen Flächen bis hin zu kürzlich noch intensiv genutzten Grünlandflächen.

 

Ziel der hydrologischen Sanierung von Moorböden im Offenland ist es, die typische Artenvielfalt dieser nährstoffarmen Wiesen zu sichern bzw. wiederherzustellen. Denn gerade in diesem Bereich sind wertvolle Lebensräume, Tier- und Pflanzenarten durch den Nutzungs- und Intensivierungsdruck in der Landwirtschaft oder auch durch Nutzungsaufgabe verloren gegangen. Jedoch ist eine Pflege, die angepasste Nutzung und Bewirtschaftung intakter Nass- und Streuwiesen unerlässlich. Daher hängt der Allianzgedanke bei der Moorallianz hier sehr hoch! Die Zusammenarbeit mit Landwirten ist für den Erhalt der Arten und Lebensräume essentiell. Bei einer Nutzungsaufgabe würden die Flächen verfilzen und verbuschen und die Vielfalt wiederum verloren gehen.

 

Seltene und gefährdete Arten wie der Hochmoor-Gelbling (Colias palaeno), der Warzenbeißer (Decticus verrucivorus) – eine Heuschreckenart sowie die Sumpf- Fetthenne (Sedum villosum) sind für ihr Überleben auf extensiv genutzte Grünlandflächen angewiesen und auf einigen unserer Projektflächen anzutreffen. Im Rahmen unseres Naturschutzgroßprojekts wurde 2018 bis 2020 ein Maßnahmenpaket für 17 hauptsächlich extensiv genutzte Grünlandflächen erstellt. Grundlage dafür waren Erhebungen zur Vegetation und zu Standortparametern wie der pH-Wert oder das Nitratlevel. Unser nun fertiggestelltes Maßnahmenkonzept bildet die wesentliche Grundlage für die Umsetzung von Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen von Grünland im Umfeld von Mooren. Ein Teil dieser Maßnahmen befindet sich bereits in der Umsetzung.

 

Nahe des Heggener Moos bei Stötten oder an der Jodquelle bei Seeg beispielsweise wurden bereits mehrere Hundert Meter Drainagen entfernt. Eine deutliche Verbesserung des Wasserhaushalts ist bei beiden Flächen schon zu erkennen.

 

Ziel der Moorallianz ist es, weitere Maßnahmen zur Sanierung von Grünlandflächen auf Basis der aktuell vorgelegten Maßnahmenplanung in den nächsten Jahren umzusetzen zu können. Für beispielhafte Flächen wird zudem ein Evaluierungskonzept erstellt, um Veränderungen der Vegetation und Standortparameter nach Anpassung der Nutzungsform und Sanierung bewerten zu können

Ländliche Entwicklung

Zwischen 2010 und 2016 war die Allgäuer Moorallianz mit einem Begleitprojekt „Ländliche Entwicklung“ auch im Regionalmanagement tätig. In dieser Zeit konnten zahlreiche Projekte ins Leben gerufen werden, darunter die Einrichtung von Moorerlebnisarealen in sechs Kommunen, eine Ausbildung von Moorerlebnisführer*innen, eine Fortbildung für eMOORtionen-Höfe, das 50-Höfe-Programm, das Streueprojekt und nachhaltige Grabenmanagement bei der Bewirtschaftung von nassen Streuwiesen sowie das Produkt Allgäuer torffreie Blumen- und Pflanzerde incl. der Kampagne torffrei Gärtnern.

 

Das Regionalmanagement musste aufgrund des Förderendes von chance.natur, Teilbereich Ländliche Entwicklung, im Jahr 2016 abgewickelt und die Inhalte in andere Bereiche überführt werden. Die Verknüpfung des Naturschutzgroßprojekts und der ländlichen Entwicklung hat für die Allgäuer Moorallianz einen deutlichen Mehrwert gebracht. Gemeinsam mit den Menschen vor Ort konnten Projekte entwickelt werden, die über die naturschutzfachlichen Ansätze hinaus eine Wertschöpfung in der Region ermöglicht haben und damit einen wirtschaftlichen Nutzen der Naturschutzmaßnahmen vermitteln.

Aktiv werden

Schützen durch Nützen heißt die Devise bei der Moorallianz. Ohne die Zusammenarbeit mit Landschaftspfleger*innen und Landwirt*innen kann der Schutz der Allgäuer Moorlandschaft nicht gewährleistet werden. Ob Sie Landschaftspflege betreiben oder eine unserer Streuwiesen für Ihre landwirtschaftliche Nutzung pachten wollen – wir beraten und betreuen Sie gerne. Kontaktieren Sie uns telefonisch oder schauen Sie mal persönlich bei uns im Büro vorbei.