Lebensraum Moor

Themen

Moore gehören mit ihrer differenzierten und spezialisierten Arten- und Biotopvielfalt zu den faszinierendsten Naturräumen der Welt. Trotz ihrer Bedeutung für den Arten-, Klima- und Hochwasserschutz sind große Teile der Moore auch heute noch stark gefährdet.

Ökosystem Moor

Moore speichern in ihren mächtigen Torfkörpern gigantische Mengen an Kohlenstoff. Bei intaktem Wasserhaushalt können sie diese Torfvorräte über Jahrtausende hinweg ansammeln. Weltweit nehmen Moore nur 3 % der Landfläche der Erde ein, aber speichern rund 30 % des gesamten Bodenkohlenstoffs - pro Hektar ca. 700 Tonnen, das ist sechs Mal so viel wie ein Wald! Außerdem sind Moore ein wichtiger Lebensraum für viele seltene und hoch spezialisierte Pflanzen- und Tierarten. 

Entstehung und Formen

Moore sind einzigartige Lebensräume. Man kann sie sich vorstellen wie einen riesigen, jahrtausendealten Schwamm.

 

Aufgrund der Quell- und Aufschwämmfähigkeit der Torfe besitzen Moore eine enorme Speicherfähigkeit und bestehen zu 95% aus Wasser. Ihre Entstehung geschieht durch die Verlandung von Gewässern (Verlandungsmoore) oder bei ganzjährig hoch anstehendem Grundwasser (Versumpfungsmoore). Charakteristisch für das Moor sind die Torfmoose, der wichtigste Wasserspeicher im Moor. Unter Sauerstoffabschluss sammeln sich abgestorbene Pflanzenteile und bilden eine Torfschicht, die pro Jahr rund 1 mm wächst. Außerdem schaffen und erhalten Torfmoose ein saures und nährstoffarmes Millieu im umgebenden Wasser. Moorwasser in Hochmooren ist beispielsweise fast so sauer wie unverdünnter Essig (pH = 3 – 4). Der große Wasserspeicher der Moore wirkt zudem ausgleichend auf das Lokalklima. Durch Verdunstung des Wassers kommt es zu einer Kühlung der Atmosphäre – so werden Temperaturextreme leicht abgepuffert.

 

Nach dem Wasserhaushalt werden Hoch- und Niedermoor unterschieden. Hochmoore bzw. Regenmoore sind ausschließlich von Regenwasser gespeist und sehr nährstoffarm, deshalb kommen dort nur sehr wenige spezialisierte Pflanzen und Tiere vor. Niedermoore oder Grundwassermoore werden über das Grundwasser mit Nährstoffen versorgt; wegen des kalkreichen Grundwassers im Alpenvorland sind die Moore sehr artenreich.

 

Übergangsmoore stehen noch unter dem Einfluss von Grundwasser – und sind Lebensräume von zahlreichen hochgradig gefährdeten, in Mitteleuropa sonst kaum noch vorkommenden Arten wie Strickwurzelsegge (Carex chordorrhiza), Torf-Segge (Carex heleonastes) oder Schlankem Wollgras (Eriophorum gracile).

Viele Moorflächen wurden entwässert und als Torfstich genutzt; dadurch wird die Kohlenstoffsenke Moor zur CO2-Quelle. Auf trockenen Mooren wachsen Calluna-Heiden, Rauschbeer- und Pfeifengras-Bestände und Moorwälder. Hier bietet sich aus Sicht des Artenschutzes ein großes Optimierungspotenzial, z. B. durch Wiedervernässung von alten Torfstichen.

 

Biodiversität im Moor

Neben ihrer CO2-Speicherfunktion sind Moore ein wichtiger Lebensraum für viele seltene und hoch spezialisierte Pflanzen- und Tierarten. In den Allgäuer Mooren kommen mehr als 100 bundesweit stark gefährdete oder vom Aussterben bedrohte Arten vor; wie beispielsweise die Hochmoor-Mosaikjungfer (Aeshna subarctica), der Hochmoor-Gelbling (Colias palaeno) oder die Kreuzotter (Vipera berus).

Die Bewohner der Moore müssen aufgrund der extremen Umweltbedingungen im Moor eine hohe Anpassungsfähigkeit beweisen. Im Laufe der Evolution haben sich perfekt eingespielte und empfindliche Biozönosen zwischen hoch spezialisierten Moorarten entwickelt. Einer der seltenen Überlebenskünstler im Moor ist der Sonnentau (Drosera spp.). Dieser ist an das saure und nährstoffarme Milieu des Hochmoors ideal angepasst. Auch sogenannte Eiszeitrelikte sind in vielen Moorgebieten zu finden, dazu gehören beispielsweise die Torf-Segge (Carex heleonastes), Heidelbeerweide (Salix myrtilloides) oder Strauchbirke (Betula humilis). Als Eiszeitrelikte bezeichnet man kälteliebende Arten, die in der letzten Eiszeit ein großes Verbreitungsgebiet hatten. Nach dem Rückzug des Eises wichen diese Arten in kleinere, meist montane Gebiete zurück.

 

Aufgrund der hohen Anpassung an kleine und einzigartige Nischen im Moor, reagieren Pflanzen und Tiere sehr empfindlich auf eine Störung und Veränderung der Lebensbedingungen. So kann ein Eintrag von Nährstoffen durch Düngung auf angrenzenden Grünflächen beispielsweise zu einer starken Störung des sensiblen Lebensraums oder zu einem Aussterben der dort heimischen Arten führen. Aufgrund der veränderten Lebensbedingungen durch Klimawandel, intensive Landwirtschaft und Entwässerung sowie der oftmals beschränkten Ausbreitungsfähigkeit sind zahlreiche Moorarten gefährdet. Auch in den Allgäuer Mooren kommen mehr als 100 bundesweit stark gefährdete oder vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten vor; ein Teil der Arten, z. B. die Hochmoor-Mosaikjungfer (Aeshna subarctica), Hochmoor-Gelbling (Colias palaeno), Kreuzotter (Vipera berus), Torf-Segge (Carex heleonastes) oder Schlankes Wollgras (Eriophorum gracile), besitzt in den Allgäuer Mooren einen landesweit bedeutsamen Erhaltungsschwerpunkt.  

Klimarelevanz - Moore als CO2-Senken

Früher wurden Moore als wertlos und „öde“ angesehen. Heute entdeckt man ihre große Bedeutung.

 

Sie speichern in ihren mächtigen Torfkörpern gigantische Mengen an Kohlenstoff. Bei intaktem Wasserhaushalt können sie diese Torfvorräte über Jahrtausende hinweg ansammeln. Weltweit nehmen Moore nur 3 % der Landfläche der Erde ein, aber speichern rund 30 % des gesamten Bodenkohlenstoffs - pro Hektar ca. 700 Tonnen, das ist sechs Mal so viel wie ein Wald! In entwässerten Mooren dagegen wird der Torf zersetzt und geht als CO2 und Lachgas in die Luft – pro Jahr 1-2 cm. In Bayern stammen rund 8 % der anthropogenen Treibhausgasemissionen aus Mooren (Drösler 2011).

Flora und Fauna im Moor

Hier können sie die berühmtesten Moorbewohner kennenlernen - einige davon zählen zu unseren prioritären Zielarten. Halten Sie bei Ihrem nächsten Spaziergang durchs Moor Ihre Augen auf! Vielleicht entdecken Sie den ein oder anderen Überlebenskünstler in seinem natürlichen Umweld. 

Gefährdung und Nutzung

Wir Menschen haben unsere Landschaft maßgeblich geprägt. Beispielsweise ist in über 90 % der Allgäuer Moore der Wasserhaushalt zumindest teilweise geschädigt. Hochmoore wurden entwässert und der abgebaute Torf als Brennstoff oder später als Substrat für Blumenerde genutzt. Die damals errichteten Entwässerungsgräben sind heute meist immer noch wirksam und führen zum langsamen Ausbluten der Moore.

 

Abgetorfte Moore wachsen bei einem intakten Wasserhaushalt nach, allerdings dauert es ungefähr 1000 Jahre, damit ein 1m mächtiger Torfkörper entsteht. Beim Abbau werden dagegen in wenigen Jahren mehrere Meter dicke Torfschichten abgebaut und riesige Mengen an Kohlendioxid (CO2) entweicht. In Deutschland schwanken die Abbaumengen wetterbedingt von Jahr zu Jahr. So wurden beispielsweise 2008 4,5 Millionen Kubikmeter Torf abgebaut, 2015 3,1 Millionen m³. Die Schwankungen werden jedoch auf europäischer Ebene meist ausgeglichen, sodass europaweit jährlich etwa 68 Millionen m³ Torf abgebaut werden. Da in Deutschland bereits große Teile der Torfvorkommen abgebaut sind oder inzwischen aus Natur- und Klimaschutzgründen keine weiteren Abbaugenehmigungen erteilt werden, muss verstärkt Torf aus baltischen und russischen Hochmooren importiert werden.

 

Niedermoore wurden früher gemäht und die Streue in die Ställe gebracht. Der Strukturwandel in der Landwirtschaft veränderte jedoch das Landschaftsbild. Die extensive Nutzung der Streuwiesen lohnte sich nicht mehr und der Bedarf an Einstreu ging zurück, denn man stieg auf eine streulose Stallhaltung und Güllewirtschaft um. Zahlreiche Nass- und Streuwiesen wurden entwässert und intensiviert. Andere Flächen fielen brach oder wurden mit Fichten aufgeforstet. Zusätzliche Nährstoffe aus Luft und Wasser verändern die Lebenswelt von Pflanzen und Tieren. Im Allgäu ist der hohe Viehbestand eine Ursache hierfür. Heute erkennen wir, dass viele Veränderungen in der Allgäuer Landschaft erhebliche Schäden im Naturhaushalt hinterlassen haben.

 

 

In natürlichen Mooren wird Kohlendioxid (CO2) gebunden, gleichzeitig werden geringe Mengen an Methan freigesetzt. Bei Entwässerung verringert sich das Porenvolumen des Torfs und der gesamte Torfkörper sackt in sich zusammen. Damit hat der Moorboden seine Fähigkeit als Wasserspeicher verloren. Außerdem gelangt durch die Entwässerung Sauerstoff an die Bodenschichten, die bisher im Wasser „konserviert“ waren. Der Torf beginnt sich zu zersetzen (Torf-Mineralisierung), Kohlendioxid und das 300-mal klimaschädlichere Lachgas werden in großen Mengen freigesetzt. Je intensiver die Sauerstoffzufuhr ist, desto größer sind die klimaschädlichen Emissionen. In Bayern stammen rund 8 % der durch den Menschen verursachten Treibhausgasemissionen aus Mooren. Drainierte Moore sind damit die größte Einzelquelle für Treibhausgase außerhalb des Energiesektors.

 

Die Wiedervernässung von Mooren ist eine vergleichsweise kostengünstige Methode, um die ökologische Speicherfunktion wieder zu aktivieren und somit die Freisetzung von Treibhausgasen zu reduzieren. Zudem werden dadurch wertvolle Lebensräume wiederhergestellt.

Die Allgäuer Moore

Im Allgäu findet sich eine der wertvollsten Moorlandschaften Mitteleuropas. Nirgendwo im gesamten Alpenraum ist der Übergang zwischen den Mooren im Alpenvorland und in den höheren Lagen der Alpen so gut erhalten wie hier. Dieser Moorverbund über verschiedene Höhenstufen ist wichtig, um die biologische Vielfalt der Moorlandschaften gerade auch unter den sich ändernden Klimabedingungen zu sichern.

Die Moore des Allgäus verdanken ihre Entstehung in erster Linie den Gletschern, die die Landschaft geprägt haben, und dem Klima, das mit bis zu 1.500 mm Niederschlag und einer mittleren Jahrestemperatur von 6-7° C sehr gute Voraussetzungen für die Entwicklung von Mooren bietet. Einige Moor- und Streuwiesengebiete sind noch großflächig und relativ naturnah; hier sind die Chancen gut, dieses international bedeutsame Naturerbe dauerhaft zu sichern. In den Kerngebieten des Projektgebiets findet sich eine beachtliche Bandbreite unterschiedlicher Lebensraumtypen. Naturnahe oder durch extensive Nutzung entstandene Vegetationsbestände sind teilweise noch großräumig und landschaftsprägend erhalten geblieben.  Neben den offenen, von Natur aus baumfreien Hochmooren sind für das Allgäu locker mit Spirken bestandene Moorwälder typisch. Diese sogenannten Spirkenfilze sind am nördlichen Alpenrand auf das Allgäu konzentriert; Verbreitungsschwerpunkte sind Wirlinger Wald, Kempter Wald und Sulzschneider Forst.

 

 

Die Allgäuer Moore sind ein Naturerbe von bundesweiter Bedeutung. Durch ihre kleinräumige geologische und klimatische Vielfalt findet sich hier ein Mosaik aus unterschiedlichen Moortypen, Pflanzen und Tieren. Von artenreichen Streu- und Nasswiesen bis zu abgelegenen, unberührten Übergangs- und Hochmoorkernen zieht sich die Moorlandschaft durch das Ost- und Oberallgäu, vom Tal bis in die Gebirgslagen. Zahlreiche gefährdete Arten, darunter Arten arktisch-nordischer Verbreitung mit Eiszeitrelikten im engeren Sinne wie Torf-Segge (Carex heleonastes), Heidelbeerweide (Salix myrtilloides) oder Strauchbirke (Betula humilis) sind hier anzutreffen. 

Ein außergewöhnliches Gebiet in den Allgäuer Mooren ist der Kempter Wald. Mit seinen rund 1.000 ha Moorwald stellt er das größte, geschlossene Spirken-Moorwald-Vorkommen in der Bundesrepublik dar. Eine weitere Besonderheit findet sich beispielsweise im Gebiet des Bannwaldsees. Dort gibt es noch die anderswo kaum anzutreffende Allmend Weide – eine traditionelle Form der gemeinschaftlichen, landwirtschaftlichen Flächennutzung.

 

Doch auch im Allgäu wurden durch industriellen und bäuerlichen Torfabbau sowie durch Entwässerung für landwirtschaftliche Nutzung Wunden in die Moorlandschaft geschlagen. Lediglich etwa 13% der Moorfläche des Projektgebiets bestehen aus hydrologisch intakten Moorkernen. Auch die fortschreitende Nährstoffeintragung der Moorflächen durch intensive Landwirtschaft, der Gebrauch von Pestiziden, belastende Mahd-Regimes sowie zunehmende klimatische Veränderungen stellen für die Allgäuer Moore eine Bedrohung dar.

Geologisch gesehen liegt das Projektgebiet überwiegend im Bereich der Unteren Süßwassermolasse, einem kalkreichen Meeressediment, das im Zuge der Alpenfaltung zu Gebirgszügen zusammengeschoben wurde. Während der Eiszeiten hat der so genannte Allgäu-Vorlandgletscher die Bergzüge von der Iller bis zum Lech weitgehend abgetragen und die Senken mit teils dicht gelagertem Moränenmaterial verfüllt. Im Verlauf mehrerer Rückzugsphasen entstand eine Eiszerfallslandschaft mit welligen Grundmoränen, Rückzugsmoränenwällen, Drumlins und Toteislöchern. Größere Becken entstanden, anders als im Bereich des Inn- und Isargletschers, nur unmittelbar am Alpenrand und nördlich der Molassezone.

Projekte und Aktionen

Die Allgäuer Moore sind ein Naturerbe von bundesweiter Bedeutung. Seit 2009 setzt sich die Allgäuer Moorallianz für den Schutz der heimischen Moore ein. 

Moorschutz

Moore können auf verschiedene Art und Weisen geschützt und erhalten werden, dabei ist es wichtig, auf die Maßnahmen den lokalen Gegebenheiten anzupassen. Mögliche Schutzmaßnahmen sind die Wiedervernässung durch Drainagenentfernung und Anstau, die Anpassung oder Wiederaufnahme der landwirtschaftlichen Nutzung sowie diverse Landschaftspflegemaßnahmen.  Alle Moorschutzmaßnahmen der Allgäuer Moorallianz basieren auf Empfehlungen des Pflege- und Entwicklungsplans.

 

Für die Erstellung unseres Pflege- und Entwicklungsplans (PEPL) wurde eine Bestandsaufnahme der Moorflächen im Kerngebiet gemacht: 13 % davon weisen einen intakten Wasserhaushalt auf, das heißt die Flächen sind weitgehend naturnah. Bundesweit sind nur noch 1 % der Moore in einem natürlichen Zustand, dies bestätigt die hohe Bedeutung der Allgäuer Moore. Auf 25% der Moorflächen ist das Renaturierungspotential mittel, hoch oder sehr hoch. Diese Flächen sind entwässert, können aber wieder in einen naturnahen Zustand zurückgebracht werden z.B. mit dem Schließen von Gräben. Auf insgesamt rund 1.500 ha will die Moorallianz tätig werden. Bei einem Viertel unserer Gebietsfläche handelt es sich um Streu- und Nasswiesen. Mit einer angepassten landwirtschaftlichen Nutzung kann die Artenvielfalt darauf gefördert und bewahrt werden.

 

Aufgrund der Vielfalt an Moortypen im Kerngebiet und angesichts unterschiedlichster Formen von früheren Eingriffen und Defiziten können Renaturierungsmaßnahmen selten dem gleichen Ablauf folgen. Zu Beginn jedes neuen Projektes müssen die örtlichen Verhältnisse, das Renaturierungspotenzial und weitere Faktoren in die Planung miteinbezogen werden. Außerdem muss stets die mögliche Wirkung der Renaturierung auf benachbarte Flächen oder der Schutz von trotz oder wegen der Degradation dort angesiedelten bedrohten Arten evaluiert werden. Da die Umsetzung von Sanierungs- und Renaturierungsmaßnahmen vornehmlich auf öffentlichen oder grundbuchlich gesicherten Flächen stattfinden darf, stellt der Flächenankauf somit meist die erste Maßnahme im Moorschutz dar.

Renaturierung

Viele Moore wurden für den Torfabbau entwässert. Die Spuren des Torfabbaus sind heute immer noch ablesbar anhand der Torfstichkanten, zusammengefallenen Torfstadel, Trockengestelle oder gar Schienenreste der ehemaligen Torfbahnen. Auch die Vegetation gibt Aufschluss über hydrologische Veränderungen: statt der Torfmoose dominieren Heidelbeere, Rauschbeere oder Besenheide.

 

Für den Torfabbau in den Hochmooren wurden tiefe Entwässerungsgräben (Hauptgraben/Vorfluter) und viele kleinere Schlitzgräben angelegt. Um den Wasserhaushalt des Moores wiederherzustellen, müssen diese Gräben verschlossen werden. So kann sich das Wasser im Moor wieder halten. Dabei gibt es mehrere Aufstau-Systeme:

 

Einfacher Torfdamm: Im wenig geneigten Gelände und bei geringen Stauhöhen-Differenzen können reine Torfbauwerke verwendet werden. Die Stauherstellung erfolgt mit dem Einbau von einem örtlich entnommenen, möglichst dichten Torf-Pfropfen.

 

Torfdamm mit Kerndichtung: Bei größeren Stauhöhen-Differenzen wird zur Stabilisierung eine Holzkonstruktion eingebaut. Diese wird mit Torf ummantelt, damit Sie nicht an der Luft verrottet.

 

Regulierbare Staue: Zusätzlich gibt es regulierbare Staubauwerke, die nach Bedarf geöffnet werden können. Solche Anstausysteme sind besonders für bewirtschaftete Niedermoorwiesen interessant.

 

Die natürliche Entwicklung der Moore wird mit der Optimierung des moortypischen Wasserhaushalts angeregt und stabilisiert. Die Moorkomplexe sollen sich langfristig selbst regulieren und ihre Funktion als Kohlenstoffspeicher wieder aufnehmen

Einfacher Torfdamm, Seemoos
Spundwandbau im Räsenmoos
Erfolge

In den letzten 10 Jahren konnten schon einige erfolgreiche Renaturierungsprojekte im Ost- und Oberallgäu stattfinden wie beispielsweise im Seemos (Oy-Mittelberg), im Räsenmoos (Marktoberdotf) und im Heggener Moos (Stötten a. Auerberg). Seit Abschluss der Bauarbeiten im Seemoos und Räsenmoos wird die Entwicklung des Wasserhaushalts durch Pegelmessungen evaluiert. Eine Anhebung des Wasserstands ist deutlich zu erkennen, außerdem haben sich großflächig verschiedene Torfmoose, Sonnentau und Binsen sowie einige Libellen- und Schmetterlingsarten wieder angesiedelt.

Seemoos

Das Seemoos gehört zu den Teilgebieten mit dem höchsten Renaturierungspotential innerhalb des Untersuchungsgebietes, also den besten Aussichten auf flächenhaftes Wiedereinsetzen der Torfbildung. Es ist im Besitz der Bayerischen Staatsforsten, einem wichtigen Partner der Moorallianz.

Ziel für das Seemoos war die Renaturierung eines auf großer Fläche torfbildenden Regenwassermoors. Dieses sollte den an diesen Lebensraum angepassten Arten ein dauerhaftes Habitat bieten und einen Beitrag zur Reduktion der Treibhausgas-Emission sowie zur Wasserrückhaltung aus Gründen des Hochwasserschutzes leisten.

Das Seemoos wurde ehemals durch zahlreiche Schlitzgräben in einem engen Abstand von 10 Metern entwässert. Alle Gräben zusammen ergeben eine Länge von 12 km! Diese Gräben wurden wieder aufgestaut, sodass sich das Wasser im Moor halten kann. Dazu wurden die Gräben etwa alle 20 Meter mit einem Torf-Pfropfen verschlossen. Dort, wo die Grabenneigung zunimmt (ab ca. 1 % Gefälle) oder die Gräben breiter sind, reichen diese einfachen Bauwerke wegen des steigenden Wasserdrucks nicht mehr aus. Hier waren zusätzliche Dichtungsbauten mit Nut- und Federbrettern erforderlich. Diese Holz-Stauwehre wurden dann mit Torf ummantelt, damit sie nicht frühzeitig an der Luft verrotten. Seit Abschluss der Bauarbeiten im Seemoos wird die Entwicklung des Wasserhaushalts durch Pegelmessungen evaluiert.

 

 

Bau eines Torfdamms im Seemoos
Seemoos nach Abschluss Bauarbeiten
Heggenmoos

Im Heggener Moos bei Stötten am Auerberg wurde in den 1960er Jahren industrieller Torfabbau betrieben. Selbst alte Schienenstränge und Torfstadel waren bis vor Abschluss der Sanierungsmaßnahmen noch zahlreich im Moor zu finden. Die Spuren der Entwässerung zeigten sich auch in der gestörten Vegetation, welche aus dichten Spirkenwäldern und verheideten Filzen bestand. Auf Flächen des Landkreises Ostallgäu konnte im Frühjahr 2020 das effiziente Entwässerungsnetz mit einfachen Torfdämmen sowie Spundwanddämmen unwirksam gemacht werden. Schon kurze Zeit nach Abschluss der Bauarbeiten haben sich die Torfentnahmestellen mit Wasser gefüllt. Das zeigt, dass das Moor seine Funktion als Wasser- und Kohlenstoffspeicher wiederaufnehmen kann. 

 

 

Heggenmoos Schienenstränge - Zeugen des Torfabbaus
Bau Rundholzdamm im Heggenmoos
Räsenmoos

Auf den ersten Blick mag das Räsenmoos den Eindruck eines intakten Moorwald-Gebietes gemacht haben. Immerhin ist es schon im Jahr 1996 als Naturschutzgebiet ausgewiesen worden mit dem Ziel der ungestörten Entwicklung des Hochmoorkomplexes und der Verbesserung des Wasserhaushalts. In der Verordnung ist sogar ein Betretungsverbot für die Allgemeinheit festgeschrieben. So verwundert es nicht, dass das Gebiet in eine Art Dornröschenschlaf versunken ist und nur noch auf den verbliebenen Privatparzellen am Rand eine moderate Waldnutzung erfolgte. Der Kernbereich und größte Anteil ist im Eigentum der Stadt Marktoberdorf und wurde 2018 – 2019 hydrologisch saniert.

Nach genauerem Hinsehen und nach der Auswertung von Digitalen Geländemodellen stand für das Projektteam der Moorallianz und deren Planer fest, dass dringend Handlungsbedarf bestand. Denn die alten, zum Teil oberflächlich verwachsenen Grabenstrukturen zeigten nach wie vor erhebliche Wirkung, der Torfkörper trocknete zunehmend aus, der ehemals offene Hochmoorkern wuchs über die Jahre immer dichter zu, standorttypische und auf das saure, nasse Milieu angepasste Pflanzenarten kamen in Bedrängnis. Und vor allem konnte das Moor seine Funktion als Kohlenstoffspeicher nicht mehr erfüllen.

 

Die Hauptarbeit der Renaturierungsmaßnahmen im Räsenmoos bei Marktoberdorf bestand darin, in einen massiven Entwässerungsgraben 17 holzarmierte Dämme einzubauen. Der Graben wurde ehemals bis tief in den Zentralbereich des Hochmoors getrieben, um das Moor zum Torfabbau trocken zu legen. Soweit kam es glücklicherweise nie und mit Abschluss der Bauarbeiten in 2019 konnten letztendlich die Folgen dieser Bemühungen unter Einsatz technischer Methoden unterbunden werden. Die Bauwerke bestehen aus Holzspundwänden, die zur Konservierung und zur mechanischen Stabilisierung mit Torfwällen ummantelt wurden. Hierfür wurden im Gelände Torfentnahmestellen angelegt, die sich inzwischen mit Wasser gefüllt haben und als neue Habitatstrukturen für Insekten, Reptilien und andere dienen.

Bau Spundwand im Räsenmoos
Ansiedelung Torfmoos nach Bauabschluss
Modellprojekt Seemoos

Das Seemoos war das erste, umfassende Renaturierungsgebiet des Naturschutzgroßprojekts. Aufgrund des bestehenden Wanderwegenetzes eignete es sich bestens dafür, den Besuchern die durchgeführten Maßnahmen und die Ziele im Moorschutz vorzustellen. In Kooperation mit den Bayerischen Staatsforsten als Grundeigentümer und der Partnergemeinde Oy-Mittelberg werden vor Ort Moorschutz, Klima- und Artenschutz erlebbar gemacht. Ein Besucherpfad mit  Aussichtsplattform führt Interessierte durch das seit 2015 sanierte Hochmoor. Beteiligte – Flächeneigentümer, Landwirte, politische Entscheidungsträger und interessierte Bürger aus anderen Umsetzungsgebieten – aber auch Feriengäste können dann beispielhaft Moorschutz-Maßnahmen besichtigen und einen konkreten Eindruck davon bekommen, wie Moorschutzziele realisiert werden und in Natura aussehen.

 

Für regnerische Tage steht Interessierten außerdem unser neues 360° Seemoos-Panorama zur Verfügung. Unter diesem Link können Sie ab sofort einen virtuellen Spaziergang durch das Seemoos machen und einiges über seine Moorbewohner lernen. Neben Hochmoor-Gelbling, Sonnentau und Co. wird Ihnen dort auch die Nutzungsgeschichte des Moorgebiets vorgestellt.

 

Aktiv werden

Der Schutz unserer Moore ist ein globales und vor allem politisches Thema. Doch auch im privaten Umfeld kann man etwas für den Moorschutz tun. 

Grundverkauf

Da die Umsetzung von Sanierungs- und Renaturierungsmaßnahmen vornehmlich auf öffentlichen oder grundbuchlich gesicherten Flächen stattfinden darf, stellt der Flächenankauf somit meist die erste Maßnahme im Moorschutz dar. Große Renaturierungsprojekte wie beispielsweise die Wiedervernässung des Räsenmoos fanden auf Grundeigentum der Stadt Marktoberdorf statt. Die Allgäuer Moorlandschaft ist stark parzelliert, in manchen Moorgebieten finden sich Parzellen mit nicht einmal 10 Meter Breite. Wenn Sie Eigentümer eines Moorgrundstücks sind, kommen Sie gerne auf uns zu. Sie haben die Möglichkeit, Ihr Grundstück zu verkaufen oder ein geeignetes Tauschobjekt zu erhalten. Gerne beraten wir Sie und besprechen mit Ihnen, was Ihre Möglichkeiten sind.

Torffrei Gärtnern

Wer für Garten und Blumenkästen Erde benötigt, findet in Garten-, Bau- und Supermärkten eine große Auswahl an Produkten. Die meisten dieser Produkte enthalten hohe Anteile an Torf, der aus Mooren entnommen wird. Diese werden dafür entwässert. Torf wächst zwar nach, allerdings dauert es ungefähr 1000 Jahre, damit ein 1m mächtiger Torfkörper entsteht. Beim Abbau werden dagegen in wenigen Jahren mehrere Meter dicke Torfschichten abgebaut und riesige Mengen an Kohlendioxid (CO2) entweicht. In Deutschland schwanken die Abbaumengen wetterbedingt von Jahr zu Jahr. So wurden beispielsweise 2008 4,5 Millionen Kubikmeter Torf abgebaut, 2015 3,1 Millionen m³. Die Schwankungen werden jedoch auf europäischer Ebene meist ausgeglichen, sodass europaweit jährlich etwa 68 Millionen m³ Torf abgebaut werden. Da in Deutschland bereits große Teile der Torfvorkommen abgebaut sind oder inzwischen aus Natur- und Klimaschutzgründen keine weiteren Abbaugenehmigungen erteilt werden, muss verstärkt Torf aus baltischen und russischen Hochmooren importiert werden.

 

Torf hat ideale Eigenschaften als Pflanzensubstrat. Das Material ist locker, leicht durchwurzelbar, kann viel Wasser speichern, hat genügend Luftporen und enthält keine Unkrautsamen. Jedoch haben auch torffreie Ersatzsubstrate aus hochwertigen Rohstoffen vergleichbare Eigenschaften und Qualitätsmerkmale vorzuweisen. Das zeigen u.a. aktuelle Untersuchungen der Staatlichen Versuchsanstalt für Gartenbau in Weihenstephan: diese zeigen, dass es möglich ist, in torffreien Substraten vergleichbare Pflanzenqualitäten zu kultivieren wie in herkömmlichen Torf-Substraten. Die Grundbevorratung sowie die während der Kultur freiwerdenden Nährstoffe sollten jedoch substratabhängig bei der Nachdüngung berücksichtigt werden. Jeder von uns kann etwas zum Moor- und Klimaschutz beitragen, indem er auf Torf in Gartenerden verzichtet und auf die Alternativen wie Komposterden zurückgreift. Ein wesentlicher Bestandteil torffreier Blumenerden ist das Kompostmaterial. Dieses sowie Rindenkompost, Rindenhumus, Holzhäcksel und Holzfasern, die ebenfalls für torffreie Blumenerde nötig sind, werden aus regionalen Abfallstoffen wie Gartenkompost oder Landschaftspflegematerial gewonnen. So unterstützt torffreie Blumenerde auch die regionale Kreislaufwirtschaft.